Der Satan, die Welt und das eigene Ich: sie sprechen auf ihre je eigene Weise zu uns:

• Satan ist jener, der uns versucht:
Satan hat zu Adam und Eva gesagt, dass sie nicht sterben werden, wenn sie vom Baum des Lebens essen (vgl. Gen 3,4). Er sagt somit, dass das Gebot Gottes nicht die Wahrheit ist. Er sagt auch, dass sie wie Gott sein werden, wenn sie vom Baum des Lebens essen (vgl. Gen 3,5). Er macht die Lüge zur Wahrheit. Satan dringt auf diesem Weg in den Verstand und in den Willen des Menschen ein, welche die Fähigkeiten der Liebe sind. Die Versuchung, zu der Satan den Menschen verführen will ist, dass er uns überzeugen will, dass Gott nicht die Wahrheit sagt, sondern dass seine teuflische Lüge, die er als Wahrheit präsentiert, uns zum wahren Glück führt.
• Die Welt ist jene, die uns anzieht:
Die Welt möchte uns an sich ziehen, um die Güter dieser Welt als das einzige und höchste Gut zu erachten - den Besitz, die Macht und den Genuss. Die Welt zieht den Menschen durch ihre Güter so sehr an, dass er die übernatürlichen Güter vergisst und als nichtexistierend erachtet. Der Mensch kann aus dieser Überzeugung heraus sein Herz so sehr an die irdischen Güter hängen, dass er Gott völlig negiert und als Atheist lebt. Jesus sagt, dass die Welt ihn hasst und dass sie auch jene hasst, die zu ihm gehören (vgl. Joh 15,18-19). Satan und die Welt haben den gleichen Geist: sie wollen die Liebe des Menschen durch die Lüge und durch den Genuss der weltlichen Begierden für sich gewinnen.
• Das eigene Ich, das uns etwas vorschlägt:
Jesus sagt, dass wir das eigene Ich verleugnen sollen (vgl. Lk 9,23). Da das eigene Ich durch die Erbsünde verdorben ist, sollen wir auf all das verzichten, was das eigene Ich uns vorschlägt. Der Hl. Pauls sagt: “Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Christus und sein Wort sollen uns leiten und nicht das, was das eigene Ich uns vorschlägt.
Satan will uns zur Sünde und somit zum Tod führen, indem er uns versucht, indem er uns durch die Begierden der Welt anzieht und indem er durch die Vorschläge des eigenen Ichs zu uns spricht, welches durch die Erbsünde verdorben ist. Alle drei (der Satan, die Welt, das eigene Ich) wollen den Menschen zum Hochmut führen, denn der Hochmut ist die Identität Satans. Satan versucht mit aller Kraft, dass wir die Güter, die wir zur Verfügung haben, gegen den Willen Gottes gebrauchen, indem wir sie auf eine falsche Weise geniessen und somit sündigen. Wenn der Mensch sündigt, dann trennt er sich von Gott und wählt den Tod. Der Satan, die Trennung und der Tod gehören zusammen, denn Satan ist jener, der uns von Gott trennen will, dem Urheber des Lebens (vgl. Apg 3,15). Die Liebe vereint uns, weil Gott die Liebe ist - er will, dass wir alle eins sind (vgl. Joh 17,21). Die Hölle ist das Reich des Todes, denn in der Hölle ist diese radikale Trennung zu allem.
Die heutige Mentalität der Welt ist sehr überzeugend, denn sie sagt, dass nichts mehr Sünde ist, dass die Hölle nicht existiert und dass man das Leben geniessen soll. So etwas Absurdes ist nur möglich, weil die Schlauheit von Satan hinter dieser Mentalität der Welt am Werk ist. Wie Satan damals Adam und Eva überzeugte, dass das, was Gott sagt, nicht stimmt, so tut er es auch bis zum heutigen Tag, indem er es schafft, selbst Priester durch seine Lüge von der Wahrheit Gottes zu trennen. Der Hochmut des eignen Ichs, die Arroganz und die Liebe zur Eitelkeit sind die Folge von dieser Trennung zu Gott. Jesus gibt folgenden Rat, um nicht auf diesen Irrweg zu geraten: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34). Das Kreuz tragen bedeutet, dass wir dem Willen Gottes gehorchen, so wie Jesus gehorsam war bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,8). Viele Christen kennen die Worte von Jesus, aber nur wenige glauben ihm. Nur wer glaubt, der setzt das Wort Gottes in Tat um. Wer nicht betet und wachsam ist (vgl. Mt 26,41), der verfällt der Täuschung Satans und öffnet sich für die Begierden der Welt, welche der Satan uns sehr gekonnt präsentiert. So fällt man in den Hochmut des eigenen Ichs, welches uns das vorschlägt, was Satan will. Es braucht die Tugend der Demut, um sich von der Schlauheit Satans zu schützen.

Don Pierino Galeone

Augustinus († 430): Wie viele werden gerettet?
Jedem denkenden Menschen kommt die Frage: Wie zahlreich ist das Volk, das inmitten des Gottesvolkes Gottes Erbarmen erlangt? Wie hoch ist seine Zahl? Wie wenige sind es! Kaum einer findet sich; wird Gott sich mit ihnen begnügen und eine so große Zahl vernichten? So reden die, die sich selbst versprechen, was Gott ihnen nicht versprochen hat. Sie sagen, wenn wir ein schlechtes Leben führen, den Genüssen dieser Welt frönen, unseren Begierden dienen, wird Gott uns dann verderben? Wie viele sind es denn, die wir das Gebot Gottes halten sehen? Es findet sich kaum einer oder zwei, oder ganz wenige sind es. Wird Gott sie allein retten und die übrigen verwerfen? Nein, nein, sagen sie. Wenn er kommt und eine solche Menge zu seiner Linken sieht (vgl. Mt 25,33), wird er sich erbarmen und Verzeihung gewähren.
Eben das hat auch die Schlange dem ersten Menschen versprochen (vgl. Gen 3,4-19). Denn Gott hat mit dem Tod gedroht, wenn der Mensch esse. Die Schlange aber sprach: ,,Nein, ihr werdet nicht sterben" (Gen 3,4). Sie glaubten der Schlange und mussten erfahren, wie wahr die Drohung war, die Gott ausgesprochen, und wie falsch das Versprechen war, das der Teufel gegeben hatte. Liebe Brüder, betrachtet das Paradies als Bild der Kirche: Die Schlange hört nicht auf mit ihren Einflüsterungen, den gleichen wie damals. Der Fall des ersten Menschen soll uns ein warnendes Beispiel sein und zeigen, dass wir uns in acht nehmen müssen. Es darf uns nicht Anreiz werden, die Sünde nachzuahmen. So ist denn der erste Mensch gefallen, damit wir uns erheben.