Das zweischneidige Schwert des Wortes Gottes:

Im Hebräerbrief steht: „Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“ (Hebr 4,12). Das Wort Gottes ist ein lebendiges Wort, weil es den Geist und das Leben Gottes in sich birgt: „Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63). Das Wort Gottes ist fruchtbar, weil das Samenkorn des Wortes Gottes in uns den Geist und das Leben Gottes hervorbringt: „Ihr seid neu geboren worden, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen: aus Gottes Wort, das lebt und das bleibt“ (1 Petr 1,23). Das Wort Gottes ist wie ein zweischneidiges Schwert, weil es in unseren Herzen das Schlechte von dem wegschneidet, was gut ist.
Damit das Wort Gottes zu seiner wahren Fruchtbarkeit gelangt, muss man es im Gehorsam annehmen. Wer das Wort Gottes aufnimmt, der wird Kind Gottes, weil er das Leben Gottes erhält. Das Wort Gottes schenkt auch alles, was dieses göttliche Leben nährt.
Wer das göttliche Leben lebt, der muss sein eigenes Ich und die Welt mit all ihren Begierden verlassen, denn nur so dringt das Wort Gottes „durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“. Das Evangelium ist Christus, dem wir unseren Glauben schenken sollen. Jesus sagt: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Wenn das Wort Gottes noch nicht in uns lebendig ist, dann liegt es daran, dass unser Glaube noch schwach ist. Durch das Wort Gottes wurde alles hervorgebracht. Warum haben wir Angst, im Glauben das Wort Gottes in unser Herz hineinzulassen, damit es darin alles losschneidet, was nicht gut ist? Wie schön ist es, wenn es Menschen wie der hl. Augustinus gibt, der zu Jesus sagen: Schneide, auch wenn es blutet.

Don Pierino Galeone

Hl. Augustinus: Woher weisst du, wie faul das ist, was der Arzt schneidet, indem er das Messer in die faulen Teile führt? Weiss er nicht die Art, was er tun soll, wie lange er es tun soll? Zieht etwa das Wehklagen dessen, der geschnitten wird, die Hand des kunstrecht schneidenden Arztes zurück? Jener schreit, dieser schneidet. Ist der grausam, der auf den Schreienden nicht hört, oder ist er vielmehr barmherzig, da er der Wunde nachgeht, um den Kranken zu heilen? Dies, meine Brüder, habe ich deshalb gesagt, damit keiner etwas suche ausser der Hilfe Gottes, wenn wir vielleicht die Züchtigung des Herrn zu fühlen haben. Sehet zu, dass ihr nicht zugrunde gehet, sehet zu, dass ihr nicht vom Lamme weichet und vom Löwen verschlungen werdet. (Vorträge über das Johannes-Evangelium, 7. Vortrag, 12)