Allein sein oder in Gemeinschaft leben:

Allein sein heisst, dass man keine anderen neben sich hat. Der Mensch kann nicht allein sein, weder im natürlichen noch im übernatürlichen Bereich. Gott hat uns das irdische Leben geschenkt und er schenkt uns auch das göttliche Leben. Somit sind wir seine Kinder, und wo das Kind ist, da ist immer auch der Vater. Gott hat dem Menschen den Auftrag gegeben, die Schöpfung zu beherrschen. In diesem Sinn ist der Mensch auch innig verbunden mit der Schöpfung. Für Adam war es eine Freude, mit Gott und mit der Schöpfung zu leben, aber trotzdem sehnte er sich nach jemandem, der ihm gleich ist. So erschuf Gott für Adam die Eva. Gott gab Adam und Eva den Auftrag, sich zu vermehren. Der Mensch ist also nicht für sich selber geschaffen, sondern um in Gemeinschaft mit Gott, mit den Mitmenschen und mit der Schöpfung zu leben.
Durch die Sünde hat sich der Mensch von Gott und von der Schöpfung getrennt. Die Schöpfung lehnte sich gegen den Mensch auf, indem sie Dornen hervorbrachte. Auch die Tiere lebten nicht mehr in Einheit mit dem Menschen. Auch die Menschen unter sich sind durch die Sünde nicht mehr in der von Gott gewollten Einheit. Gott hat also das Alleinsein des Menschen nicht geschaffen, sondern der Mensch selber hat durch die Sünde das Alleinsein gewählt
Obwohl der Mensch von Natur aus religiös ist, ist es für ihn schwierig, Gott zu finden. Der Mensch braucht die Hilfe Gottes, sonst bleibt er allein. Der Glaube und die Sakramente helfen uns, um mit Gott verbunden zu sein. Die Verbundenheit mit Gott bedeutet auch, dass man mit allem verbunden ist, was Gott gehört: die Engel und Heiligen im Himmel, die Mitmenschen und die ganze Schöpfung. Die Rettung kommt durch den Glauben, durch das Wort Gottes und somit durch Christus. Christus hilft uns, die Einsamkeit zu überwinden und von neuem in Gemeinschaft mit Gott, mit den Mitmenschen und mit der Schöpfung zu leben. Durch die Taufe werden wir zu Kindern Gottes: wir gehören zur Familie Gottes und überwinden somit die Einsamkeit. Jesus sagt: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen“ (Joh 14,23). Der Gehorsam zum Wort Gottes ist die Garantie der stabilen Verbindung mit Gott.
Gott hat uns seinen Heiligen Geist gesandt, um uns in der Liebe zu vereinen. Wie der Vater und der Sohn im Heiligen Geist eins sind, so können auch wir durch die Hilfe des Heiligen Geist in der Liebe eins werden. Die Liebe verbindet uns mit Gott und mit den Mitmenschen.

Don Pierino Galeone

Hl. Johannes Paul II: Weiterhin ist eine ausgedehnte Verteidigung der personalen Subjektivität festzustellen, die darauf angelegt ist, den Menschen in einen zu echten menschlichen Beziehungen unfähigen Individualismus zu sperren. So versuchen viele, vor allem Kinder und Jugendliche, diese Einsamkeit durch verschiedene Ersatzmittel, durch mehr oder weniger ausgeprägte Formen von Genußsucht und Flucht aus der Verantwortung zu kompensieren; als Gefangene des flüchtigen Augenblicks suchen sie, möglichst starke und befriedigende individuelle Erlebnisse im Bereich direkter Emotionen und Gefühle zu "konsumieren", was unweigerlich zur Folge hat, daß sie dem Aufruf zu einem Lebensentwurf, der eine geistliche und religiöse Dimension und ein Bemühen um Solidarität einschließt, gleichgültig, ja wie gelähmt gegenüberstehen. . . (Pastores dabo vobis 7)